Basels Baustellen
Basel hat mehr Baustellen als Einwohner (Stand 2025)
Basel hat mehr Baustellen als Einwohner (Stand 2025)
Guten Morgen, Basel.
07:00 Uhr. Mein Wecker? Brauch ich nicht mehr. Ich werde gnadenlos vom ohrenbetäubenden Lärm aus dem Bett geprügelt. Kaffee und Ziggi auf der Terrasse? Geht nur mit Noise-Canceling-Kopfhörern. Wobei – wach bin ich ja längst, dank der persönlichen Baustelle vor meiner Haustür.
Die Strasse ist verbarrikadiert mit Baggern, Absperrungen und – meinem Erzfeind: dem "Sugi". Ein riesiger roter Lastwagen, der mit der Sanftheit eines Panzers alles in sich reinsaugt. Fenster öffnen? Nur wenn ich Lust auf noch mehr Lärm und eine Ladung Bauschutt in der Lunge habe.
ÖV – oder wie ich Basel mit Tokio vergleiche.
Die Tramlinie 3? Gesperrt. Jetzt gibts Ersatzbusse. Das finde ich löblich – blöd nur, dass es im normalen Tram schon um 07:30 keinen Platz mehr gibt. Im Bus? Vergiss es. Menschenmassen quetschen sich rein wie wie in Tokio – nur ohne das gute Sushi als Belohnung.
Ich vermute ja, dass die BVB-Chauffeure intern auslosen, wer die beschissenste Baustellen-Linie 3 fahren muss. Mein Beileid. In Gedanken bin ich bei euch.
Baustellen: Das Fitnessprogramm, das ich nie wollte.
Ok, also laufen. Soll ja gesund sein. 15 Minuten zu Fuss ins Büro – klingt harmlos, wären da nicht fünf weitere Baustellen auf dem Weg. Endlich im Geschäft angekommen, hole ich mir Kaffee und will frische Luft schnappen – aber was sehe ich?
Den "Sugi". Wieder.
Ich flehe ihn innerlich an: „Bitte, gönn mir fünf Minuten Ruhe.“ Keine Chance. Er legt los, als hätte er es auf mich abgesehen. Ich bin 100 Meter entfernt und flippe schon aus – wie überleben das die Arbeiter direkt daneben? Respekt, Jungs.
Sitzungen in der Apokalypse.
09:30 Uhr. Sitzung. Leider vor Ort, nicht über Teams. Schon beim Hinweg grinst mich der "Sugi" hämisch an. Dann die nächste Baustelle. Dann noch eine.
Im Sitzungszimmer angekommen, Fenster zu. Und trotzdem: Presslufthammer-Konzert. Jede zweite Frage im Raum: „Hää? Was hast du gesagt? Kannst du das bitte nochmal wiederholen?“
Nach 30 Minuten brechen wir ab. Produktivität? Fehlanzeige.
Mittagessen? Nur mit Baustellen-Begleitung.
Endlich Mittagspause. Zu spät dran. Warum? Weil – Überraschung – schon wieder eine Tramlinie gesperrt ist.
Heute erreiche ich garantiert die 10.000 Schritte, aber nicht freiwillig.
13:00 Uhr. Essen kommt. BÄMM – der nächste Presslufthammer.
Riehen? Die letzte Oase. Oder?
Nachmittags habe ich ein Bewerbungsgespräch – perfekt, endlich raus aus der Stadt! Also ab nach Riehen ins Hirzbrunnen-Quartier. Hier gibt’s sicher keine Baustellen… oder?
Tja. Die erste Umleitung. Dann die zweite.
Und vor dem Gebäude? Baustelle. Natürlich.
Ich fahre dreimal im Kreis, weil alle Parkplätze aufgehoben sind.
Der Bewerber kommt zu spät. Er kennt sich nicht aus. Wir nehmen einen Kaffee und lästern erstmal über die Baustellensituation. Perfekter Einstieg ins Gespräch.
Mein täglicher Wahnsinn – Runde zwei.
16:30 Uhr. Zurück ins Geschäft. Mit Umleitung und Stau. Dann zu Fuss nach Hause.
Dort? Meine Baustelle. Mein "Sugi".
Alles noch genau wie heute Morgen. Ich schwöre, sie haben sich keinen Zentimeter bewegt.
Aber immerhin: 17:30 Uhr – endlich Ruhe.
Ich lehne mich zurück. Baustellen-Tag überlebt.
Dann, um Mitternacht: BVB-Schleif- und Schweissarbeiten an den Gleisen.
Ich geb’s auf. Gute Nacht, Basel.