Over Ear Kopfhörer

Over-Ear-Kopfhörer: Wie viele Introvertierte wollen wir eigentlich noch werden?


Over-Ear-Kopfhörer: Wie viele Introvertierte wollen wir eigentlich noch werden?

Manchmal frage ich mich: Sind wir auf dem besten Weg, uns komplett von der Aussenwelt abzuschotten?
Erst waren’s die Smartphones, die alle sozialen Kontakte zerschmettert haben, und jetzt haben wir den nächsten Level erreicht – Over-Ear-K1opfhörer.

Kurzer Geschichtsausflug: Vom Walkman bis zu den AirPods Max

Früher – also in der guten alten Walkman-Ära der 80er und 90er – hatte man kleine, billige Plastik-Kopfhörer mit Kabel. Jeder konnte mithören, was du gehört hast, weil die Dinger kaum isoliert haben. Dann kam der Discman und mit ihm die ersten besseren Kopfhörer. Später, in den 2000ern, wurden die Dinger stylischer, aber Kabelsalat war immer noch ein echtes Problem.

Und dann kam Apple.

Mit den AirPods revolutionierte Apple das Spiel – plötzlich hatte jeder diese kleinen Bluetooth-Dinger im Ohr, und keiner musste mehr verkabelt durch die Gegend laufen. Aber Apple wäre nicht Apple, wenn sie nicht noch einen draufgesetzt hätten:

AirPods Max. Riesen-Dinger. Over-Ear, Noise-Cancelling, sündhaft teuer. Und schwupps, plötzlich rennen alle mit diesen High-End-Mickey-Mouse-Ohren durch die Gegend. Und das Schlimmste? Es ist ansteckend.

Heute? Alle taub auf den Ohren!

Es reicht schon nicht, dass eh schon alle permanent aufs Handy starren und dabei sozialen Kontakt so gut es geht vermeiden – jetzt haben sie auch noch Kopfhörer auf, damit sie GAR NICHTS MEHR mitkriegen.

Speziell die Over-Ear-Träger (sorry fürs nicht gendern) treiben mich in den Wahnsinn. Wenn du schon mit Kapuze, gesenktem Kopf und Handy in der Hand durch die Stadt trottest, dann kannst du wenigstens deine Ohren offenhalten. Aber nein, stattdessen setzen sie sich diese gigantischen Klangbunker auf den Schädel und sind damit offiziell zu 100 % von der Realität entkoppelt.

Ich frage mich ernsthaft: Haben die Angst vor sozialer Interaktion? Ist es wirklich so schlimm, mal für zwei Minuten ohne Podcast oder Lo-Fi-Beats durch die Stadt zu laufen?

Hauptsache, nicht reden müssen!

Klar, ich habe auch nicht immer Lust, mit Leuten zu reden. Aber es gibt einen Unterschied zwischen „nicht reden wollen“ und „komplett im Paralleluniversum schweben“.

Manche laufen so lost durch die Gegend, dass sie:
- Nicht merken, wenn jemand direkt mit ihnen spricht.
- Autohupen nicht hören.
- Problemlos überfahren werden könnten – aber hey, Hauptsache guter Sound!

Und das Beste? Wenn sie dann selbst eine Frage haben, nehmen sie die Kopfhörer NICHT MAL AB!

Ja, richtig gehört. Da kommt jemand auf mich zu, murmelt was mit Noise-Cancelling, ich höre nur dumpfes Gebrabbel und dann werde ICH noch blöd angeschaut, weil ich nachfrage. Zieh doch einfach den Kopfhörer ab, du Soziophob!

Wir schotten uns eh schon genug ab

Ich habe ja schon mal drüber geschrieben, wie Social Media unsere Aufmerksamkeitsspanne zerstört hat. Jetzt setzen wir dem Ganzen noch eine Krone auf.
- Blick aufs Handy: Check.
- Riesen-Kopfhörer auf: Check.
- Sozialer Kontakt bei 0 %: Check.

In ein paar Jahren wird’s wohl normal sein, wenn Leute sich mit VR-Brille, Noise-Cancelling und Full-Body-Anzug durch die Stadt bewegen. Nur noch ein paar Schritte bis zur kompletten Realitätsflucht.

„Ich finde einfach keinen Freund!“ – Echt jetzt?

Jetzt eine kleine wahre Geschichte, leicht überspitzt, aber im Kern wahr.

Ich habe eine Kollegin – nennen wir sie Lea. Lea jammert seit Jahren: „Ich finde einfach keinen passenden Partner.“

Ha! WAS HEISST FINDEN?
- Sie hat IMMER Over-Ear-Kopfhörer auf.
- Sie hat IMMER den Blick nach unten auf ihr Handy gerichtet.
- Sie hat praktisch eine unsichtbare Mauer um sich aufgebaut.

Wie soll sie denn bitte jemanden kennenlernen, wenn potenzielle Partner sie nicht mal ANSPRECHEN können?

(Und ja, Lea, falls du das liest: Sorry, aber es ist wahr!)

Manchmal ist es eben nicht nur das Schicksal oder der falsche Algorithmus auf Tinder – manchmal muss man halt auch einfach mal die Kopfhörer abnehmen und mit Menschen interagieren.

Aber hey, Technik ist schon praktisch…

Jetzt, wo ich mich so richtig schön über Over-Ears ausgelassen habe – es gibt auch sinnvolle Einsatzzwecke.
- Noise-Cancelling ist genial, wenn man an einer Baustelle wohnt (siehe mein Blog über Baustellen-Fluch und Segen!)
- Perfekt für überfüllte Busse, wo man nicht jedem sinnlosen Gespräch lauschen will.
- Top für konzentriertes Arbeiten, wenn man sich mal von der Welt abkapseln muss.

Also ja, Over-Ear-Kopfhörer haben ihren Zweck. Aber sie sollten nicht dazu dienen, die gesamte Menschheit zu ignorieren.

Fazit

Willst du Over-Ears tragen? Go for it.
Aber dann akzeptiere auch, dass du:
- Als introvertierter Einzelgänger abgestempelt wirst.
- Niemals zufällig angesprochen wirst.
- Wahrscheinlich in eine Laterne läufst.

Und falls du dich beschwerst, dass keiner mehr mit dir redet – dann zieh doch einfach mal die Kopfhörer ab. 😉